LENEL,O., Palingenesia Iuris Civilis. 2 Bde. Leipzig 1889.
LENEL,O., Palingenesia Iuris Civilis. 2 Bde. Leipzig 1889.
LENEL, Otto (1849-1935), Palingenesia Iuris Civilis. Iuris Consultorum reliquiae quae Iustiniani digestis continentur ceteraque Iuris Prudentiae Civili fragmenta minora secundum Auctores et libros disposuit Otto LENEL. Volumen prius (…alterum) Leipzig (Nachdruck Vico Verlag 2007), ex officina Bernhardi Tauchnitz, 1889. Quart. Titelblatt, 1308 Spalten; Ttlbl., (5), 1.264 Sp. 2 Leinenbände. 160,00 Order Number: 27477AB Die Zeit von Kaiser Augustus bis in die Mitte des 3. Jahrhunderts wird als klassische Jurisprudenz der Prinzipatszeit bezeichnet. In dieser Zeit erlebte das Ius Romanum jene Hochzeit, die dann wesentlich Eingang gefunden hat im Corpus iuris civilis. Das Ius Romanum, auch dessen Wissenschaft ist im wesentlichen kasuistisch, auch seine Kommentare und Systeme sind kasuistisch. Diese Kasuistik, die keinesfalls spitzfindig oder formelhaft, sondern lebendig-praktisch sich uns bietet, ist intensiv bestrebt, den Reichtum und die Mannigfaltigkeit des wirklichen Lebens zu erfassen und zu beherrschen. Der römische Jurist nannte diese Kunst die ars boni et aequi. Die Schriften dieser klassischen Juristen fanden breiten Eingang in die Digesten des Corpus iuris civilis, jedoch auseinandergerissen, verkürzt, teilweise verändert. Eine Darstellung der klassischen römische Jurisprudenz bietet die Palingenesia von Otto Lenel. Die Digesten bestehen bekanntlich großteils aus excerpierten Klassikerstellen, die in bestimmter Ordnung in den einzelnen Titeln der Bücher angeordnet sind. Alle diese Exzerpte aus Klassikerschriften sind durch Herkunftsangaben in den Inskriptionen der Fragmente gekennzeichnet. Ein mechanisches Aneinanderreihen der in den Fragmenten angezeigten Inskriptionen müsste zu den wiederhergestellten Schriften der römischen Klassiker führen. Doch auch in die Inskriptionen haben sich beim Zusammenstellen der Digesten Fehler eingeschlichen. Beim Aufsuchen des ursprünglichen Zusammenhangs muß der Inhalt des einzureihenden Fragments ausschlaggebend sein. Dies musste kritisch geprüft sein. Die Feststellung der Materienfolge ist wohl die schwierigste und anspruchsvollste Arbeit, die Otto Lenel im Gegensatz zu den Vorversuchen, etwa der Palingenesia von Karl Ferdinand Hommel (1722-1781) geleistet hat. Hinzukommt das Aufdecken Justinianischer Interpolationen. Diese philologischen Arbeiten sind nicht mehr steigerbar. Otto Lenel, der in der Pandektenwissenschaft ausgebildet wurde, ist keiner Schule zuzuordnen. In seinem Lebenswerk, die Wiederherstellung der Schriften der klassischen römiscshen Juristen, war er ein Pionier und hat dem Archetypus aller europäischen Rechtswissenschaft ein ewiges Denkmal errichtet. 1849: geboren am 13. Dezember in Mannheim als Spross einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie, sein Vater war Vorsitzender der Handelskammer 1865: Beginn des Rechtsstudiums in Heidelberg, Professor für römisches Recht war Vangerow, den er als zu theoretisch kritisierte, auch wenn seine Vorlesungen Ihm den Weg zum Ius Romanum öffneten 1867: Wechsel nach Leipzig zu C. G. v. Wächter, der ihn begeisterte, danach zum fünften Semester Rückkehr nach Heidelberg 1868: sechstes und siebentes Semester in Berlin 1870: Ausbruch des deutsch-französischen Krieges, Lenel meldet sich als Kriegsfreiwilliger 1871: Staatsprüfung und bald darauf Doktorexamen in Heidelberg, anschließend Referendarzeit 1874: Große juristische Staatsprüfung 1876: Habilitation in Leipzig, danach Privatdozent, erste Vorlesungen 1880: Ablehnung der Ernennung zum Extraordinarius durch die sächsische Regierung 1882: Annahme eines Rufes als Ordinarius nach Kiel 1883: Erscheinen des Edictum perpetuum 1884: Wechsel nach Marburg 1885: Im Wintersemester Ruf nach Straßburg, wo Brunner, Sohm und Laband lehrten 1907: Annahme eines Rufes nach Freiburg im Breisgau 1933: demütigende Verhöre der Nationalsozialisten gegen ihn und seine Familie 1935: gestorben am 7. Februar zu Freiburg im Breisgau 6. The period from Emperor Augustus to about the middle of the 3rd century is termed classic jurisprudence of the Principate Era. In this period Ius Romanum enjoyed that golden era which was largely incorporated in the Corpus iuris civilis. The Ius Romanum and also its jurisprudence is in the main casuistic, and hence its commentaries and systems are casuistic too. This casuistry, which is by no means hair-splitting or formalistic but realistic and practical, strives to capture and master the wealth and complexity of real life. Roman jurists called this the ars boni et aequi. The writings of these classic jurists were largely included in the digest of the Corpus iuris civilis, albeit torn asunder, abridged, in some cases even changed. A presentation of classic Roman jurisprudence can be found in Otto Lenel’s Palingenesia. The digest largely comprises extracts from classic works arranged in a certain order in the individual titles of the books. All these excerpts from the classic works are marked by information on their origins in the inscriptions of the fragments. A mechanical linking of the inscriptions shown in the fragments ought then lead to the restored writings of the Roman classics. But errors crept into the inscriptions during the compilation of the digest. The search for the original context must be determined by the contents of fragment to be positioned. This calls for a critical assessment. Determining the sequence of the material is no doubt the most difficult and demanding work, rendered by Otto Lenel in contrast to the earlier attempts for example in the Palingenesia by Karl Ferdinand Hommel (1722-1781). In addition, there is the exposure of Justinian interpolations. These philological works are second to none. Otto Lenel, who was trained in Pandectist Science, cannot be assigned to any one school. In his life’s work, restoration of the writings of classic Roman jurists, he was a pioneer and produced an eternal monument to the archetype of all European legal science. NDB XIV,204f. (E. Bund); Kleinheyer-Schröder, 2.A., 1996. S. 493f. mit weiteren Literaturangaben. |
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